Die Klosterkirche der Franziskaner-Minoriten stand bis 1804 unter dem Patrozinium der hl. Katharina von Alexandrien und trug auch den Namen Katharinenkirche. Nach Auflösung des Minoritenkonvents und der Übertragung der Kirche an die evangelische Gemeinde wurde sie als „kleine evangelische Kirche“ bezeichnet.
Erst 1922 erhielt sie auf Beschluss des damaligen Presbyteriums den Namen Apostelkirche. Die Verehrung der Apostel hatte schon zur Zeit der Minoriten einen hohen Stellenwert, wie der 1654 entfernte Lettner mit seinem „Apostelgang“ bekundet. Auf die Apostelverehrung dürfte auch die leider im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gewölbemalerei des Abendmahlbildes im Westjoch des südlichen Seitenschiffes hinweisen.
2. Kupferplatte mit zwei versteinerten Fischen (ca. 180 Mio. Jahre alt) unter dem mittleren Fenster des Chorhauptes
3. Hängekreuz aus Mooreiche mit Corpus aus Bronze (Heinrich Gerhard Bücker) im Chorraum
4. Flügelaltar (Hermann Oethen, 1950) an der Ostwand des Südschiffes
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Baugeschichte
vor 1508: Großzügige Erweiterungen des ersten Kirchbaus und Anbau eines nördlichen Seitenschiffs
1540-1579: Entstehung einer reichhaltigen Gewölbemalerei
1624: Erneuerung des Dachreiters
1654-1559: Erneute Erweiterung des Kirchbaus
1804: Übereignung der Kirche und des Klosters an das Militär
1811: Auflösung des Minoritenordens
ab 1840: Kirche der evangelischen Gemeinde
1949-1956: Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Kirche
Das Gründungsdatum des Minoritenklosters und der dazugehörigen Kirche ist nicht eindeutig belegt. Erstmalig urkundlich bezeugt ist die Niederlassung der Minoriten im Jahre 1271. Um diese Zeit erfolgte wohl auch der Bau der Kirche. Damit ist der Ursprungsbau der erste rein gotische Kirchbau in Münster, wobei es sich wohl um eine asymmetrische zweischiffige Hallenkirche ohne ein nördliches Seitenschiff gehandelt hat.
Noch vor 1508 wurden in einer zweiten Bauphase die bestehenden Kirchenschiffe, Mittelschiff und südliches Seitenschiff, um zwei Joche nach Westen erweitert. Gleichzeitig wurde ein nördliches Seitenschiff gebaut. In den Jahren von 1540 bis 1579 wurde die Gewölbedekoration aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. durch eine reichhaltige Gewölbemalerei ergänzt, von der aber nur wenige Malereien die Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg überstanden haben. 1624 wird der Dachreiter über dem ersten Mittelschiffjoch erneuert.
Die dritte Bauphase fällt in die Jahre von 1654 bis 1659. Unter dem Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1650-1678) wurden an das nördliche Seitenschiff im Osten vier Joche angefügt, sodass Nordschiff und Südschiff über die gleiche Anzahl von Jochen verfügten. Am 25.1. 1804 wurden Kirche und Kloster dem Militär übereignet. Die Minoriten zogen vorübergehend in das Dominikanerkloster. 1811 wurde der Konvent in Münster aufgelöst.
Nach einer Übergangszeit als Garnisonskirche der Lutheraner und Reformierten war die Apostelkirche ab 1840 Kirche der evangelischen Gemeinde. In den Jahren 1949 bis 1956 erfolgte der Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg schwer zerstörten Kirche, wobei es gelungen ist, die alte Schönheit der Kirche wieder aufleben zu lassen.
Außenansicht
Der begrünte Vorplatz vor der Südseite der Apostelkirche war ursprünglich der von einer Mauer umgebene Kirchplatz mit dem Friedhof der Klosteranlage der Minoriten. Die zur Straße gelegene Südseite mit dem Haupteingang in die Kirche vermittelt dem Betrachter einen guten Gesamteindruck dieses gotischen Bauwerks.
An den lang gezogenen Chorraum schließt sich das deutlich höhere Längsschiff mit dem hexagonalen Dachreiter über dem ersten Joch des Längsschiffes an, der im Jahre 1624 erneuert wurde. Der Dachreiter, der die ansonsten turmlose Kirche schmückt, ist sehr typisch für den Kirchenbau der Franziskaner und Zisterzienser. Strebepfeiler, die sich im oberen Teil verjüngen und mit schlichten Schrägen abgedeckt sind, reichen bis nahe an die Dachtraufe sowohl des Langhauses wie auch des Chores.
Über einem niedrigen Sockel, der durch ein Kaffgesims, das auch um die Strebepfeiler läuft, abgeschlossen ist, erheben sich die die Wand nahezu völlig ausfüllenden Maßwerkfenster, welche die Höhe der Strebepfeiler haben, wodurch der Eindruck einer durchgehend harmonischen Gliederung des Chores und des Längsschiffes entsteht.Wenn die weitgehende Verwendung von Bruchstein und Werkstein an der Westfassade durch die Nutzung von Backstein abgelöst ist, so basiert diese Veränderung auf der Erweiterung der Kirchenschiffe um zwei Joche nach Westen in der zweiten Bauphase vor 1508. Auch die Gestaltung der Fenster in diesen Jochen verweist auf die spätere Bauzeit.
Die dreibahnigen Fenster in den zweiten östlichen Jochen der Seitenschiffe im Stile der Spätgotik gehen auf bauliche Erweiterungen besonders des nördlichen Seitenschiffes in den Jahren 1650-1678 zurück. Über dem Haupteingang im fünften Joch findet sich ein Rundfenster, das wohl aus dem ursprünglichen Kirchenbau erhalten ist.
Innenansicht
Die dreischiffige Hallenkirche mit ihren acht Jochen und dem lang gezogenen Mönchschor über drei Joche und einem fünfseitigen Chorhaupt beeindruckt durch die Lichtfülle, die durch die großen Fensterfronten in das Innere einströmt. Während das Mittelschiff vom Chor bis zur Westwand durch querrechteckige Joche geprägt ist, weisen die beiden Seitenschiffe quadratische Joche auf.
Das über die Hälfte der Raumhöhe heruntergezogene Gewölbe ruht auf einer dichten Folge von Rundsäulen. Die Rundsäulen ohne Dienste auf der Nordseite unterscheiden sich deutlich von den südlichen Rundpfeilern mit ihren vier schlanken Diensten, die eine bruchlose Einheit mit dem Gewölbe bilden. Die Schlusssteine des Gewölbes tragen im älteren Bauteil eine pflanzliche Gestaltung, während die Ausschmückung im Westteil in figürliche Darstellungen übergeht.
Der sehr lang gestreckte Chorraum, der bis 1654 durch einen Lettner vom Gemeinderaum getrennt und den Mönchen vorbehalten war, ist durch fünf Seiten eines Oktogons mit hohen zweibahnigen Maßwerkfenstern geschlossen.
Ausstattung
Als wertvollste Ausstattung der Kirche muss die Ausmalung des Gewölbes angesehen werden, die bei Renovierungsarbeiten 1936 wiederentdeckt wurde. Die Rankenornamente in den drei östlichen Jochen des südlichen Seitenschiffs aus der zweiten Hälfte des 15.Jh. gehören zu den ältesten Malereien.
Etwas jünger aus den Jahren 1540-1552 ist die Ausgestaltung der Gewölbezwickel des östlichen Mittelschiffs. Hier finden sich neben floralen Ornamenten auch figurale Darstellungen wie der Doppeladler über dem Choreckpfeiler auf der Südseite. Das Rad der Fortuna im Mittelschiff über dem ersten Pfeiler der Südarkade erinnert an die Vergänglichkeit und Unbeständigkeit des menschlichen Glücks. Wenn auch in den Farben etwas verblasst, ist an dem nördlichen Choreckpfeiler die szenische Gestaltung eines kleinen Bogenschützen, der auf einen Vogel in seinem Nest zielt, besonders reizvoll.
Die Madonna mit dem stehenden Jesusknaben im zweiten Mittelschiffjoch entstammt wohl der ersten Hälfte des 17. Jh. und gehört zu den jüngsten Ausmalungen der Kirche. Die Malereien der westlichen Joche sind nicht erhalten, wie auch eine Chorausmalung, die Hermann tom Ring geschaffen haben soll.
Unter dem mittleren Fenster des Chorhauptes befindet sich in der Breite des Fensters eine von Heinrich Gerhard Bücker (1922-2008) geschaffene viereckige Kupferplatte mit einer kreisförmigen Scheibe aus Aluminium, in deren Mitte zwei versteinerte Fische, deren Alter auf 180 Mio. Jahre geschätzt wird, auf einer Goldplatte angebracht sind. Von demselben Künstler stammt auch das Hängekreuz im Chorraum aus Mooreiche mit einem Corpus aus Bronze.
Hermann Oethen schuf 1950 den Flügelaltar an der Ostwand des Südschiffes, der in geöffnetem Zustand die Apostel darstellt. Die auf einer Empore aufgestellte von Paul Ott 1968 gebaute und von Karl Schuke 1990 überarbeitete Orgel lädt heute zu zahlreichen Konzerten in die Apostelkirche ein.