Der Patron der Kirche ist der hl. Servatius, welcher als einer der Eisheiligen, dessen Gedächtnistag auf den 13. Mai fällt, verehrt wird. Die Forschungslage hinsichtlich seiner Person ist wenig gesichert. Vermutlich in Armenien geboren, war er Bischof von Tongern in Belgien und ist, nachdem der Bischofssitz nach Maastricht verlegt wurde, dort 384 gestorben.
2. Barockes Kruzifix vor der Ostwand des südlichen Seitenschiffs
3. Gemälde der Ordensfrau Maria Gräfin Droste zu Vischering an der Westwand
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Baugeschichte
1533: Erhebliche Beschädigungen und Einsturz des Langhauses durch Einwirkungen der Wiedertäuferwirren
1537: Wiederaufbau und Errichtung des Westturms Wiederaufbau der Kirche nach dem Krieg ohne den Westturm, aber mit einem kleinen Rundturm an der Nordseite. Heutige Nutzung als Anbetungskirche
St. Servatii befand sich vom Standort her in direkter Nähe zu den östlichen Befestigungsanlagen der Stadt, der heutigen Promenade. Dem romanischen Bau aus der zweiten Hälfte des 13.Jh. und dem Chorraum aus der Zeit um 1500 ging wohl unter dem Namen „Servatii capella“ eine hölzerne Vorläuferkirche voraus, die wahrscheinlich sogar den Brand von 1197, der große Teile Münsters verwüstete, überstand.
1533 wurde St Servatii während der Wiedertäuferherrschaft so stark beschädigt, dass es zum Einsturz des Langhauses kam. Das Steinmaterial wurde genutzt zum Ausbau der Befestigungsanlagen. Schon um 1537 dürfte man mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen und gleichzeitig einen Westturm errichtet haben.
Die Neuerrichtung der Kirche nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erfolgte teilweise aus den Reststücken der zerstörten Kirche. Nicht wieder aufgebaut wurde der Westturm. Stattdessen erhielt St. Servatii einen kleinen modernen Rundturm auf der Nordseite zwischen Chor und Langhaus.
Außenansicht
Das romanische Langhaus mit seinen Rundbogenfenstern und der gotische durch Maßwerkfenster gegliederte Chorraum grenzen sich deutlich voneinander ab. Die Westseite der Kirche wird durch eine schlichte Bruchsteinwand gebildet, wobei das Rundbogenfenster dem Vorkriegszustand nachempfunden ist, während das Vierpassfenster im Giebel als eine moderne Beifügung angesehen werden muss. Im Giebel befand sich ursprünglich auch ein Rundbogenfenster.
Der kleine Glockenturm auf der Nordseite ist ebenso eine Zufügung im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Eine interessante Struktur in der Außenwandung ergibt sich dadurch, dass die Ecken der Wandungen aus Bruchstein mit Werksteinquadern gefasst sind.
Innenansicht
Das quadratische Längsschiff der Romanik und der sich anschließende gotische Chorraum mit dem Aussetzungsaltar vermitteln bei der kleinen Kirche doch den Eindruck einer gewissen Weiträumigkeit. Charakteristisch für die Stufenhalle öffnet sich das Mittelschiff mit seinen zwei quadratischen Jochen, über welchen sich ein kuppelartiges Gewölbe erhebt, zu den etwas niedrigeren Seitenschiffen, bei denen jeweils auf ein Joch des Hauptschiffes zwei kleinere Joche kommen. Die Seitenschiffe haben keine Apsiden, sondern werden von einer glatten Wand abgeschlossen.
Eine weitere räumliche Gliederung erfährt das Längsschiff in der Arkadengestaltung durch den Wechsel zwischen mächtigen Kreuzpfeilern und eher zierlich anmutenden Rundsäulen. Die Wulstrippen im Mittelschiff laufen zusammen in einen hängenden Zapfen mit einem kugeligen Schlussstein. Die Apsis des um 1500 angebauten Chores erhält ihre Leichtigkeit durch ihre dreigliedrigen Maßwerkfenster. Bei den Rundbogenfenstern an den Seitenwänden handelt es sich um eine Rekonstruktion ursprünglich kleinerer Fenster.
Ausstattung
Besonders reizvoll sind die Figurenkonsolen im Chorquadrat. So tragen im Osten Spielleute in ihren zeitgenössischen Kostümen auf ihren gekrümmten Rücken die Konsolen. Während auf der rechten Seite ein Spielmann gleich zwei Instrumente spielt, eine Trommel und eine Flöte, bläst sein Genosse auf der linken Seite den Dudelsack. Die sichtbare Verstärkung der Westwand im nördlichen Seitenschiff gibt noch Zeugnis von dem ehemaligen Westturm.
Die Ausstattung von St. Servatii ist eher zurückhaltend. Der Blick des Beters wird, wie es einer Anbetungskirche zukommt, auf den Expositionsaltar gerichtet, auf dem den ganzen Tag über die konsekrierte Hostie zur Anbetung ausgesetzt ist. Ein spätgotischer Marienaltar vor der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs findet sein Gegenüber im südlichen Seitenschiff in einem barocken Kruzifix.
Ein Bild der 2001 selig gesprochenen Schwester Euthymia (1914-1955) erinnert an der südlichen Seitenwand an das aufopfernde Leben im Dienste des Ordens im benachbarten Clemenskloster. Das Gemälde des Künstlers L. Feldmann aus dem Jahre 1908 an der Westwand zeigt die 1975 selig gesprochene Ordensfrau vom Guten Hirten Maria Gräfin Droste zu Vischering, die im gegenüberliegenden Erbdrostenhof 1863 geboren und in St. Servatii getauft wurde. Sie starb 1899 als Oberin des Ordens in Porto.